Kokoschanskys Dämon by Günther Zäuner

Kokoschanskys Dämon by Günther Zäuner

Autor:Günther Zäuner [Zäuner, Günther]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Wien-Krimi, Kokoschansky, Kontrast Verlag, Günther Zäuner, Zäuner
Herausgeber: Kontrast Verlag
veröffentlicht: 2015-07-30T16:00:00+00:00


Donnerstag, 3. März 2005

Noch immer in den gleichen Klamotten vom Vortag liegt Kokoschansky unbeweglich auf dem Rücken auf dem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, stiert auf den Plafond, der sich über ihm in Wellen zu bewegen scheint. In seinem Mund ein pelziger, unangenehmer Geschmack. Sein unrasiertes Gesicht juckt. Ihm ist speiübel. Nach langer Zeit griff er wieder zur Flasche in der Hoffnung sich betäuben zu können und alles wegzuspülen. Eine trügerische Hoffnung und reiner Selbstbetrug. Es ist genau das eingetreten, was er mit Sonja immer vermeiden wollte. Streiten, dass die Fetzen fliegen. Jetzt sind beide weg. Frau und Kind.

Warum musste er ausgerechnet an diesem Sonntag in diese Kirche gehen? Falsch. Er hätte sich auf jeden Fall in diese Geschichte verbissen, selbst wenn er nicht dort gewesen wäre. Wieder einmal zu hoch gepokert, wieder, einmal mehr, alles verloren. Als hinter Sonja die Tür ins Schloss fiel, war ihm alles egal. Er sah Sonja vom Fenster aus nach wie sie mit dem Kind wegfuhr und sah sein Leben entschwinden.

Daher sollte es etwas Besonderes sein mit dem er sich ertränken wollte. Ihm fiel die Flasche Absinth ein, die er einmal geschenkt bekommen hatte. Dieses hinterhältige, angeblich Halluzinationen hervorrufende, Gesöff wollte sich auch Kokoschansky zunutze machen. Nach einer halben Flasche muss er umgekippt sein. Der Absinthlöffel und die Zuckerstücke zeugen noch von dem versuchten Exzess. Absinth trinken ist ein Ritual. Ein Zuckerwürfel wird auf einen speziellen Löffel gelegt, in den Alkohol eingetaucht und angezündet. Bevor der Zucker karamellisiert, ablöschen, mit kaltem Wasser nachgießen und trinken.

Keine Ahnung wie lange er traumlos so dagelegen hatte. Ächzend richtet er sich auf. Außer rasenden Kopfschmerzen hat ihm die Grüne Fee nichts hinterlassen. Die Augen schmerzen und scheinen ihm aus dem Kopf fallen zu wollen. Als er seinen dröhnenden Kopf zur Seite dreht, fällt sein Blick auf das Nachtkästchen und die Ansammlung von unterschiedlichen Medikamenten, die er in seiner Verzweiflung, wahllos aus dem Schränkchen im Badezimmer ausgeräumt und herübergetragen hatte. Er hatte sich fest vorgenommen sich umzubringen. Er überlegte, ob er nicht mit dem Auto in einen Baum oder eine Mauer knallen sollte. Beides verwarf er wieder. Beide Methoden waren ihm zu unsicher. Was ist, wenn er den Unfall überlebt und als Krüppel weiterleben muss? Daher wollte er sich mit einer Überdosis aus dem Leben klinken. Das Zeug wild durcheinander mixen und mit Absinth runterschwemmen. Ein für allemal diese Fieberkurve, dieses Jammertal mit seinen Höhenflügen und Abstürzen für immer hinter sich lassen. Sich nie mehr Gedanken machen müssen, was richtig oder falsch ist. Sich nie mehr quälenden Sorgen aussetzen. Nur mehr absolute Stille und unendliche Ruhe.

Ein kleiner Teddy rettete sein Leben. Sonja hatte in ihrer Hektik den Plüschbären übersehen, als sie mit dem Baby geradezu vor Kokoschansky flüchtete. Es war sein erstes Geschenk an seinen Sohn, weil er den Standpunkt vertritt, jedes Kind braucht seinen Teddy. In seinem Dusel stolperte er über das Spielzeug im Flur. Als er das Spielzeug aufhob, konnte er plötzlich nicht mehr. Er nahm ihn mit ins Schlafzimmer, drückte ihn an sich und begann hemmungslos zu weinen.



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